Während sich die Industrie in Deutschland, wie die Bundesbank berichtet, in einer Kontraktion befindet, schaut das in Russland ganz anders aus.

Russland: Industrie stützt Konjunktur – Abhängigkeit von Rohstoffpreisen wieder gestiegen

Die russische Industrieproduktion wuchs von 2014 bis 2018 um 6,5 Prozent und stützte so die Konjunkturerholung. Der Rohstoffbereich der Industrie erhöhte seine Produktion sogar um 9,5 Prozent. Damit ist allerdings die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von den stark schwankenden Rohstoffpreisen wieder gestiegen.

Laut den veröffentlichten Rosstat-Daten, stieg die Produktion im Juli 2019 im Rohstoffbereich um 3,0 Prozent gegenüber Juli 2018. Das Verarbeitende Gewerbe zeigte einen Anstieg um 2,8 Prozent. Damit liegen die beiden Industriezweige nur um 0,2 Prozentpunkte auseinander.

BMW, VW, Mercedes & Co.: Mehr als 4500 deutsche Unternehmen in Russland

Mit dazu beigetragen haben sicherlich die mehr als 4500 in Russland tätigen deutschen Unternehmen. Darunter der deutsche Autobauer BMW der seit Juni auch das SUV-Modell X7 in Kaliningrad produziert.

BMW hat die Produktionskapazität und das Produktionsvolumen kontinuierlich erweitert. Laut Stefan Teuchert, CEO der BMW Group Russia, werde das Unternehmen das Volumen nach zu Jahresbeginn durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen auch im Jahr 2019 weiter erhöhen und die Produktionsabläufe verbessern.

Volkswagen hat mittlerweile rund zwei Milliarden Euro in Russland investiert und produziert längst in der russischen Stadt Kaluga rund 170 Kilometer südwestlich von Moskau.

Dass sich Mercedes-Benz nach Russland rettet,berichtete ich schon im April. In dem nagelneuen Pkw-Werk, das rund 40 Kilometer von Moskau entfernt liegt, fertigt der Premium-Hersteller vier Modelle für den russischen Markt.

„Moscovia“, so der Name des neuen Russland-Standorts, befindet sich im Industriepark Esipovo nordwestlich von Moskau und erstreckt sich über eine Fläche von 85 Hektar. Von hier aus will Mercedes-Benz den lokalen Markt bedienen – zunächst mit E-Klasse-Limousinen, später mit drei weiteren SUV-Modellen.

Links-grüne Klimarezession in Deutschland & Nachbarschaftshilfe mal anders

Während wir in Deutschland schnurstracks in eine Klimarettungs-Rezession hineinlaufen, helfen deutsche Unternehmen gewaltig beim russischen Industriewachstum mit. Stefan Teuchert meinte im letzten Jahr sogar, dass sich der russische Automobilmarkt zum größten Markt in Europa entwickeln könne.

Trotz Sanktionen bleiben die Unternehmen in Russland – und neue kommen nach

Nicht umsonst bleiben die deutschen Unternehmen in Russland. Dies obwohl laut AHK-Umfrage die US-Sanktionen deutsche Unternehmen mehrere Milliarden Euro kosten. Allein die 141 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, geben die Verluste durch entgangene Geschäfte mit 1,1 Milliarden Euro an.

Hochgerechnet auf die gesamte deutsche Wirtschaft mit mehr als 4500 in Russland tätigen Unternehmen, sind das mehrere Milliarden Euro“,

erklärte AHK-Vorstandschef Matthias Schepp. Die AHK Russland hat 900 Mitglieder und ist der einzige ausländische Wirtschaftsverband, der mit zehn Prozent in den vergangenen beiden Jahren ein starkes Mitgliederwachstum verzeichnen kann.

Die deutsche Wirtschaft, darunter viele Hidden Champions des Mittelstandes, werden zur Zielscheibe immer neuer und willkürlicher US-Sanktionen, die offen wirtschaftliche Interessen der USA befördern sollen“,

sagte AHK-Präsident Rainer Seele.

Solche Sanktionen sind kontraproduktiv, verfehlen ihren politischen Zweck, treiben einen Keil zwischen Amerika und Europa und schaden langfristig allen Parteien.

Der AHK-Präsident fordert deshalb einen

möglichst raschen Einstieg in den Ausstieg wenigstens aus den Russland-Sanktionen der EU“.

Laut Umfrage wollen 39 Prozent der Unternehmen in nächster Zeit in Russland investieren. 29 Prozent wollen ihre Russland-Aktivitäten trotz der US-Sanktionen gegen Russland weiter ausbauen, 63 Prozent halten unverändert an ihren Russlandplänen fest, lediglich acht Prozent planen, „Aktivitäten zurückzufahren“.

Statistisches Bundesamt Rosstat: Wirtschaft wächst noch – Zinssenkung hat geholfen

In einer Stellungnahme zur Rosstat-Schätzung schätzte das Wirtschaftsministerium, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2019 saisonbereinigt um voraussichtlich 0,4 Prozent gestiegen ist, nachdem es im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent gesunken war.

Eine „technische Rezession“ mit einem Rückgang des BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen hat es also nicht gegeben. Das Ministerium erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Halbjahr um 1,6 bis 1,8 höher sein wird als vor einem Jahr. Der vorgesehene Anstieg der föderalen Ausgaben und die Auswirkungen der Leitzinssenkungen der Zentralbank im Juni und Juli wären dafür eine große Hilfe.

Moskau: Notenbank hat noch Spielraum

Die russische Notenbank unter ihrer Präsidentin Elvira Nabiullina, die bisher eine sehr solide Geldpolitik betreibt, hat noch reichlich Zinssenkungsspielraum. Im Gegensatz zur EZB, die unter ihrem Präsidenten Draghi die Geldpolitik pervertiert und den Zinssatz zur Enteignung der Sparer unter Null gedrückt hat. Man stelle sich vor, man hätte ein Wertpapierdepot und der Depotverwalter kauft Anlagen mit einem Minuszins. Würden Sie das tolerieren? Wer kauft diese Papiere?

Wer hätte das vor einigen Jahren gedacht? Im ehemaligen Top-Industriestandort wird links-grüne Klima-Gewissenspolitik gemacht, während die Basis unseres Wohlstands an die Wand gefahren wird und deutsche Industrieunternehmen Produktionsstandorte in Russland eröffnen.

Der kranke Mann Europas : totales Versagen deutscher Wirtschaftspolitik

Die sprudelnden Steuereinnahmen und die niedrigen Zinsen waren die Jahrhundertchance für Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung in Deutschland.

Der Fokus liegt aber vielmehr darauf, es den Klima-Freitagsdemonstranten recht zu machen, daneben unkontrollierte Migration in die Sozialsysteme zuzulassen und Deutschland das Rückgrat seines Wohlstandes zu brechen. Deutschland ist wieder der kranke Mann Europas.

Ein solch allumfassendes Staats- und Politikversagen kann nicht auf der Unfähigkeit der Verantwortlichen beruhen. Welche Agenda wird hier verfolgt?

Ja, man kann in Russland investieren…

Selbstverständlich kann man das. Eine Möglichkeit beschrieb ich beispielhaft in meinem BeitragRollt der Rubel noch? Anleihen der Russischen Föderation.

Aktuell wäre ich jedoch vorsichtig! Der Rubel ist noch immer eine Rohstoffwährung. Zwar ist der Staatshaushalt der Russischen Föderation vorbildlich, Wechselkursschwankungen jedoch schwer kalkulierbar. Persönlich gehe ich davon aus, dass es den Russischen Rubel noch geben wird, wenn der Euro schon längst auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist.

 

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